Lloyd George

Lloyd George
Lloyd George
 
[lɔɪd 'dʒɔːdʒ], David, 1. Earl Lloyd George of Dwyfor [əv' dwaɪfɔː] (seit 1945), britischer Politiker, * Manchester 17. 1. 1863, ✝ Farm Ty Newydd (bei Llanystumdwy, County Gwynedd) 26. 3. 1945. Lloyd George wurde 1890 Mitglied des Unterhauses (Liberal Party). Er begann als walisischer Nationalist und Sozialreformer; bekannt wurde er durch seinen Redefeldzug gegen den Burenkrieg. Ende 1905 trat er als Präsident des Handelsamts in das Kabinett von H. Campbell-Bannerman ein und rückte 1908 unter H. H. Asquith zum Schatzkanzler auf. Durch die Steuerbelastung der besitzenden Klassen in seinem Budget von 1909 rief er einen heftigen Kampf mit dem Oberhaus hervor, der 1911 mit der Beschränkung des Vetorechts des Oberhauses endete. Nach deutschem Vorbild führte er eine große Sozialreform durch (Alterspensionsgesetz 1908, Zwangsversicherung gegen Krankheit und Arbeitslosigkeit 1911).
 
Im Ersten Weltkrieg wurde Lloyd George neben H. H. Kitchener der Organisator der Kriegführung; als das Kabinett Asquith im Mai 1915 zur Koalitionsregierung umgewandelt wurde, übernahm er das Munitionsministerium, nach Kitcheners Tod (1916) das Kriegsministerium. Im Einverständnis mit den Konservativen verdrängte er Ende 1916 Asquith, trat an die Spitze der Koalitionsregierung und bildete ein engeres Kriegskabinett. Er wurde die Verkörperung des entschlossenen britischen Kriegswillens, predigte die völlige Niederwerfung (»knock out«) des Deutschen Reichs und erzwang gegen die britische Heerführung im Frühjahr 1918 die Schaffung eines einheitlichen Oberbefehls in der Hand des französischen Generals F. Foch. Unmittelbar nach dem Sieg beraumte er die Coupon-Wahlen (Dezember 1918) an, die zwar eine konservative Unterhausmehrheit ergaben, aber die bisherige Regierung bestehen ließen. Auf der Pariser Friedenskonferenz 1919 nahm er eine vermittelnde Stellung zwischen W. Wilson und G. Clemenceau ein. Seine Nachkriegspolitik erstrebte eine gemäßigtere Behandlung des Deutschen Reichs, um es vor dem völligen wirtschaftlichen Zusammenbruch und dem Eindringen des Bolschewismus zu bewahren. Der Plan Lloyd Georges, eine wirtschaftspolitische Verständigung mit Sowjetrussland herbeizuführen (Konferenz von Genua 1922), scheiterte. Zum Misserfolg führte seine Orientpolitik, die Griechenland im Kampf gegen die von Frankreich begünstigte Türkei unterstützte. In der irischen Frage gelang ihm mit dem Vertrag von 1920, der den Irischen Freistaat begründete, aber Nordirland bei Großbritannien beließ, eine Teillösung. Im Oktober 1922 wurde er als Premierminister durch A. Bonar Law abgelöst.
 
Inzwischen hatte sich die Liberale Partei in eine Gruppe Asquith und eine Gruppe Lloyd George gespalten; der Gegensatz der beiden Führer blieb bestehen, bis durch den Verzicht Asquiths 1926 die alleinige Parteiführerschaft an Lloyd George überging. Seit der schweren Wahlniederlage der Liberalen von 1929 blieb Lloyd George aus der Politik ausgeschaltet, zumal sich 1931 die große Mehrzahl der Liberalen unter Sir J. Simon und Sir H. Samuel von ihm trennten.
 
 
D. M. Cregier: Bounder from Wales. L. G.'s career before the first World War (Columbia, Mo., 1976);
 M. Lynch: L. G. and the Liberal dilemma (London 1993);
 M. Rintala: L. G. and Churchill (Lanham, Md., 1995).

Universal-Lexikon. 2012.

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